Entscheidungen treffen – von allen, für alle

Folge #3: Die Konsens-Entscheidung

Ob bei der Planung des Familienurlaubs oder beim nächsten Marketing-Projekt: Wenn soziale Gruppen gemeinsam Entscheidungen treffen, kommt es oft darauf an, dass die unterschiedlichsten Bedürfnisse erfüllt werden sollen. Warum den Badeurlaub im Süden, den sich die jugendliche Tochter wünscht, nicht in eine Region verlegen, die das Reiseherz der kulturbegeisterten Mutter höher schlagen lässt. Ein Konsens ist viel mehr als ein fauler Kompromiss. Er ist eine Bereicherung für alle und schafft so nachhaltigere und bessere Lösungen. In unsere Serie „Wege zu besseren Entscheidungen“ stellen wir Ihnen Werkzeuge vor, mit denen Sie für sich oder gemeinsam mit Ihrem Team zu besseren Entscheidungen kommen – in dieser Ausgabe des Kuraray Online Magazins: die Konsens-Entscheidung.

Die Konsens Entscheidung unterscheidet sich von anderen Entscheidungsformen besonders dadurch, dass alle an der Entscheidung Beteiligten Mitglieder einer Lösung mit einem expliziten „JA“ zustimmen müssen oder zumindest dazu bereit sein, ihre Bedenken zurückzustellen. Entsprechend hat jeder Beteiligte ein Vetorecht.
„Der Konsens ist die Übereinstimmung von Meinungen in Bezug auf bestimmte Fragen“, so definiert ihn der Duden. In dieser nüchternen Beschreibung steckt enormes Potenzial, um mit Ihrem Team zu besseren Entscheidungen zu kommen, etwa wenn es um Ihre neue Vertriebsstrategie geht. „Häufig wird in gleichberechtigten Teams nach einfacher Mehrheit entschieden, in hierarchisch organisierten Teams gibt es eine Entscheidung durch den Vorgesetzten“, sagt Daniela Niemeyer, Specialist Organizational Development bei Kuraray. „Dabei gibt es ganz andere Möglichkeiten. Oft lohnt es sich auch, mehrere Vorschläge zu kombinieren. Genau dieses Prinzip nutzt die Konsens-Entscheidung. Ein weiterer Vorteil dabei: Dadurch, dass alle Vorschläge aus dem Team einfließen, wird das Ergebnis gemeinsam getragen – und der Prozess dorthin ist Teambildung pur.“

Vereinen Sie verschiedene Meinungen und Positionen

Wie Sie am besten zu einem Konsens finden, zeigt folgendes Beispiel: Ihr Vertriebsteam aus Personen A, B und C möchte eine Strategie zur Kundengewinnung entwickeln. A will das Vertriebsgebiet erweitern, B die Kunden noch intensiver betreuen und C setzt auf Kunden-Events. Wie finden Sie aus so unterschiedlichen Vorschlägen die gemeinsame Lösung, ohne das vorgegebene Budget zu sprengen? Wichtig dabei ist es, einen klaren Entscheidungspfad zu definieren. Mit folgenden vier Schritten kommen Sie am einfachsten zu einem Konsens: 1. die Zielsetzung klären, 2. Meinungen äußern, 3. Lösungsvorschläge entwickeln und 4. den Konsens herausarbeiten. (Genaueres zu den einzelnen Punkten haben wir in der Infobox nach diesem Text für Sie zusammengefasst.)
 
Besonders der vierte Punkt kann oft mühsam sein: Sie diskutieren Lösungsvorschläge, gehen Kompromisse ein und nähern sich einander an, bis Sie eine Entscheidung erreichen: Am Ende kombiniert die Konsens-Entscheidung die besten Eigenschaften der verschiedenen Vorschläge. Im Beispiel entscheidet sich unser Team etwa dafür, Webinare statt Kunden-Events als wichtiges Element für die neue Vertriebsstrategie anzubieten – das schafft nicht nur Mehrwerte für bestehende Kunden, sondern ist auch eine Möglichkeit, um mit Neukunden in Kontakt zu kommen.

Von allen, für alle: Die konsensierte Team-Entscheidung

Hört sich aufwendig an? Da haben Sie recht! „Für Entscheidungen, die schnell getroffen werden müssen, gibt es sicher zügigere Methoden. Auch für Richtungsentscheidungen, die Mut erfordern, ist die Konsens-Entscheidung wenig zielführend“, sagt Daniela Niemeyer. „Doch bei vielschichtigen Projekten (-..) kann die Konsens-Entscheidung enorme Mehrwerte schaffen. Die vielen Meinungen und Positionen helfen, ein Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten – für eine nachhaltige, beständige Entscheidung, hinter der auch wirklich alle Teammitglieder stehen.“


Ablauf der Konsens-Entscheidung

Die Konsens-Entscheidung ermöglicht es, in vielen verschiedenen Ideen und Vorschlägen einen gemeinsamen Nenner zu finden. Hierbei sind alle Meinungen gleichwertig. Steht auch in Ihrem Unternehmen bald eine Entscheidung an, bei der Sie verschiedene Positionen vereinen möchten? Wir haben die Konsens-Entscheidung für Sie am Beispiel einer neuen Vertriebsstrategie dargestellt:

  1. Zielsetzung klären
    Warum benötigen wir eine neue Vertriebsstrategie und was soll sie leisten?
  2. Meinungen äußern
    Alle Teilnehmenden haben die Möglichkeit, ihre Strategievorschläge zu äußern. Dabei können alle Interessen und Wünsche zu einer neuen Strategie offengelegt werden.
  3. Lösungsvorschläge entwickeln
    Lösungsvorschläge die die verschiedenen Strategien vereinen, werden gesammelt, anschließend diskutiert und weiterentwickelt.
  4. Konsens herausarbeiten
    Hier wird der Konsensvorschlag herausgearbeitet und durch verschiedene Konsensstufen bewertet bis eine Lösung entsteht, hinter der das gesamte Team steht.

Fazit
Der Konsens-Entscheid gilt als die tragfähigste und nachhaltigste Entscheidungsform – birgt aber auch Gefahren: wenn individuelle Interessen nicht zugunsten des gemeinsamen Zieles hintenan gestellt werden, drohen unendliche Diskussionen und Blockade.

Eine Möglichkeit, diese aufzulösen, bietet die Methode „systemisches Konsensieren“.


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